Geschichte

Urformen
Die meisten heutigen Theorien zu den Ursprüngen lassen auf eine Verwandtschaft des Billardspiels mit anderen Ballspielen wie Cricket, Croquet oder Golf schliessen. Ab dem 13. Jahrhundert finden sich Hinweise auf Ballspiele, die auf dem freien Feld gespielt und bei dem die Bälle mit einem Schläger oder Stock geschlagen wurden. Um auch in Gegenden mit meist schlechtem Wetter das Spiel betreiben zu können, verlegte man das Geschehen nach und nach in geschlossene Räume und dort schliesslich auf einen Tisch. Auch wenn die Spielfläche sich dadurch erheblich verkleinerte, blieb die Grundidee des Spiels die gleiche. Damit die Bälle nicht vom Tisch fielen, befestigte man an den Rändern Leisten. Bei diesen ersten Formen eines Ballspiels auf einem Tisch gehörten diverse Schikanen wie Tore, Bögen, Kegel und Löcher zur Ausstattung, wobei die Bälle mit dem dicken Ende des Schlägers geschlagen wurden, vergleichbar etwa mit dem heutigen Hockey. Ob die Ursprünge in Frankreich oder Grossbritannien liegen, ist nicht eindeutig geklärt.

 

16. bis 18. Jahrhundert
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts war das Billardspiel bereits an zahlreichen Königshäusern Europas etabliert und Bestandteil des Gesellschaftslebens. Ende des 16. Jahrhunderts erreichten mit den Spaniern die ersten Billardtische auch Amerika. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde mehr und mehr das dünnere Ende des Spielstocks zum Bewegen der Bälle benutzt, womit allmählich die Entwicklung des Queues hin zu seiner heutigen Form einsetzte. Im 18. Jahrhundert ging die Entwicklung des Spiels in Europa in zwei Richtungen. Während im Zuge des Geistes der Französischen Revolution spätestens ab den 1780er Jahren in Frankreich alle Hindernisse und somit auch die Taschen vom Tisch verschwanden und das heutige Carambolage entstand, wurde in England das Lochbillard weiterentwickelt zum heute bekannten English Billiards.

 

19. Jahrhundert
Nachdem im Jahr 1807 der Franzose François Mingaud während seiner Haft auf die Idee kam, ein Stück Leder auf die Queue-Spitze aufzubringen, wodurch auch Effet-Stösse möglich wurden, machte im Zuge der Industriellen Revolution das Billardspiel im 19. Jahrhundert schnelle Fortschritte. Auf die Lederspitze folgte kurze Zeit später die Entwicklung spezieller Billardkreide, um das Abrutschen des Queues am Ball zu verhindern. 1827 stellte der englische Tischbauer John Thurston erstmals einen Billardtisch mit einer Schieferplatte als Untergrund vor (statt der bis dahin benutzten Holzplatte), was einen stark verbesserten Lauf der Bälle zur Folge hatte. Thurston war es auch, der eine Neuerung die Banden betreffend einführte. Wurden bis dahin diverse Materialien wie Baumwolle, Pferdehaar oder Tierfelle als Überzug der Holzleisten benutzt, stellte Thurston 1835 zum ersten Mal eine Bande mit einer Kautschuk-Innenseite vor. Die Billardkugeln bestanden inzwischen fast überall aus afrikanischem Elfenbein, welches das bis dahin übliche Holz ersetzte.

Durch technische Innovationen, Regelanpassungen und -festlegungen sowie die Entdeckung des monetären Potentials des Billardspiels erfolgten ab 1850 die ersten Formen von Spieler-Organisierung und Turnierszenen, beginnend bereits im frühen 19. Jahrhundert in England. Das Herausforderungs-Match blieb auch später noch ein unabdingbarer und teils beliebter Bestandteil, besonders der Profis. Doch lange vor Beginn des 20. Jahrhunderts wurden bereits die ersten Meisterschaften in Turnierform ausgetragen. Besonders in Grossbritannien und den USA begann in dieser Zeit ein reges Interesse am Billardspiel, das nicht selten mehrere Tausend Zuschauer in die Salons und Veranstaltungshallen lockte.

Etwa um 1880 waren alle heute populären Varianten in ihren Grundzügen etabliert. Spätere Weiterentwicklungen führten zu neuen Versionen oder teils neuen Untervarianten.

Eine letzte grosse Änderung bezüglich des Materials setzte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert durch, indem das vorher verwendete Elfenbein der Bälle durch Kunstharze ersetzt wurde. Mit Ausnahme der Disziplin Billard Artistique werden heute für Billard ausschliesslich Bälle aus hochwertigen Phenolharzen verwendet.

 

20. Jahrhundert
Der Erste Weltkrieg und der damit verbundene langjährige Stillstand von Carambolage in Europa liess nicht nur die Begegnungen zwischen Spielern beider Kontinente zum Erliegen kommen, sondern auch zwei mehr oder weniger getrennte Linien entstehen.

Billard war inzwischen auch längst in Asien zur Bewegung geworden – vor allem japanische Dreiband-Spieler waren seit dem frühen 20. Jahrhundert in den USA unterwegs, später auch in Europa. Sowohl in Grossbritannien, Festland-Europa, Amerika als auch Asien hinterliessen die beiden Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise 1929 sowie die Alkoholprohibition in den USA von 1919 bis 1933 im Billardsport seine Spuren; vor allem bei den Profis, deren Existenz direkt vom zahlenden Zuschauer abhängig war. Eine aufkommende Krise vor allem in den USA, aber auch in Grossbritannien, wurde in den 1950er und 60er Jahren noch verstärkt durch das immer stärker aufkommende Fernsehen, welches den Spielern die Zuschauer zunächst nahm. Poolbillard erlebte jedoch bald darauf eine Renaissance mit dem Erscheinen des Kinofilms The Hustler (1961), der für eine neue Begeisterungswelle für diese Variante in den USA sorgte. Gemeinsam mit dem 1986 erschienenen The Color of Money waren beide Filme an der Begeisterung für Poolbillard später auch in Asien und Europa beteiligt. Ein neues Zeitalter von Billard in Grossbritannien brach Ende der 1960er Jahre an, als die BBC ein Format suchte, um den Zuschauern die Überlegenheit des Farbfernsehens deutlich zu machen – und sich hierfür Snooker aussuchte. Die Präsenz amerikanischer und britischer Militär-Garnisonen in Festland-Europa nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte ab spätestens den 1970er und 80er Jahren dafür, dass sich neben Carambolage auch Poolbillard und Snooker dort etablierten.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde eine weitere Welle in Bewegung gesetzt, als vor allem Poolbillard, aber auch Snooker rasch den Weg nach Osteuropa fanden und seitdem in dieser Region mehr und mehr Anhänger finden.

Man kann heute noch die Einflüsse von Politik und Auswanderungswellen auf die Bedeutung der einzelnen Varianten in verschiedenen Regionen der Welt erkennen, doch spätestens mit dem Einsetzen der Globalisierung in den 1990er Jahren sowie der beginnenden Vernetzung ist der Billardsport inzwischen in allen Teilen der Welt vertreten – manifestiert durch entsprechende Welt-, Kontinental- und Staatsverbände.

 

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